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Jeder hat ein Talent – Kolumne von Gery Seidl

Gery Seidl

Es ist natürlich nicht wissenschaftlich belegbar und schon gar nicht messbar, doch ich bin trotzdem fix davon überzeugt: „Jeder hat ein Talent.“
Niemand kann so gut auf einem Seil tanzen wie … Niemand kann so gut einen Witz erzählen wie … Niemand kann einen Wein so gut erkennen wie … Niemand spielt so gut Saxophon wie … Niemand hat ein Auge für das richtige Foto wie … und so weiter und so fort.!

Die Herangehensweise an dieses Thema kann jetzt natürlich von verschiedenen Seiten erfolgen. Kann jemand etwas genauso gut, wie er es kann, weil er über die Maßen Zeit mit dem Thema verbracht hat oder weil es ihm in die Wiege gelegt wurde? Kann er es vielleicht aufgrund einer körperlichen oder geistigen Übervorteilung, und wenn ja, kann er dadurch vielleicht andere Sachen gar nicht oder nur ausnehmend schlecht? Sind die Dinge überhaupt zu bewerten, wo ich doch schon festgestellt habe, dass sie kaum messbar sind?

Wie muss denn das schönste Foto aussehen, dass es als solches auch gesehen wird, liegt doch die Schönheit im Auge des Betrachters? Der schönste Ton des Sängers entfaltet sich erst so richtig in meinem Ohr. Also sage ICH, ob es schön ist oder nicht. FÜR MICH.

„Wenn ich ein A singe, dann mag das richtig oder falsch sein. Das weiß ich nicht. Doch eines ist es auf jeden Fall, es ist einzigartig.“ Gery Seidl über Talent.

Natürlich können andere, des Singens kundige Menschen sagen, ob der Ton RICHTIG ist oder nicht. Doch schön?! Wenn ich ein A singe, dann mag das richtig oder falsch sein. Das weiß ich nicht. Doch eines ist es auf jeden Fall, es ist einzigartig. So wie ich dieses A singe, so kann es nur ich. Und wenn ich einmal nicht mehr bin, dann wird es auf der ganzen Welt keinen Einzigen geben, der so wie ich ein A singt. Dass der Menschheit dadurch etwas entgehen könnte, stelle ich, selbstkritisch wie ich bin, infrage.

Was ich aber damit meine, ist, dass man in seinem Tun und Handeln eine Einzigartigkeit, eben ein Talent, aufweist. Eine Aktion setzt, die nur bedingt messbar ist, die noch niemand auf diese Art und Weise gemacht hat und die kein anderer jemals so machen wird. Wenn man Erfolg hat mit seinem Weg, dann wird es Nachahmer geben, doch wird die Einzigartigkeit in deinem Handeln nie verloren gehen. So kann man jetzt zu den Menschen gehören, die daran glauben oder nicht. Die daran glauben, dass sie ihren Weg einschlagen, obwohl der noch auf keiner „Karte“ zu finden ist, oder die einen ausgetretenen Pfad beschreiten, da sie davon ausgehen, dass es der beste ist, wenn ihn alle gehen.

Was meinen beruflichen Werdegang angeht, so habe ich eine Zeit lang einen ganz anderen Weg eingeschlagen, doch durfte ich entdecken, dass es Menschen gibt, die dir Zeichen geben, wenn es darum geht, abzubiegen. Dieser Mensch war bei mir Herwig Seeböck. Ein Felsen auf meinem Weg. Unmöglich, ihn zu verschieben. Alle meine Zweifel wurden von ihm ausgeräumt mit dem Argument: „Wenn du das wirklich willst, dann wird es auch gelingen.“ Ob das andere schon einmal gemacht haben, das war ihm stets einerlei. Du musst deinen eigenen Weg finden und ihn gehen. Ansonsten verbringt man unbewusst sehr viel Zeit damit, anderen die Schuld zuzuweisen, wenn es steinig wird.

„Mach es und hole dir keinen Rat von denen, die es nicht gemacht haben, denn die wissen nur, wie es nicht funktioniert. Wenn es nicht klappt, dann probiere es noch einmal. Diesmal anders. Scheitern ist erlaubt.“ Gery Seidl über Talent.

Im Theatersport gibt es einen wunderschönen Satz, der da lautet: „Spring und das Netz wird kommen.“ Wenn du das Gefühl hast, du musst einen Bioladen eröffnen, dann mach das. Mach es und hole dir keinen Rat von denen, die es nicht gemacht haben, denn die wissen nur, wie es nicht funktioniert. Wenn es nicht klappt, dann probiere es noch einmal. Diesmal anders. Scheitern ist erlaubt.

Thomas Edison hat man vor seinem, glaube ich, 5000. Versuch, eine brauchbare Glühbirne zu erfinden, gefragt, ob er denn noch immer daran glaubt. Ob er von diesen vielen Misserfolgen nicht schon genug hat? Er hat darauf nur geantwortet: „Ich hatte noch keinen einzigen Misserfolg. Ich habe nur 4999 Mal bewiesen, wie die Glühbirne nicht funktioniert.“ So stellt sich also nur noch die Frage, welche denn die EINE Sache ist, an der man arbeiten soll. Das ist vielleicht die schwierigste Frage schlechthin. Doch eines kann ich ihnen sagen: Wenn Sie Ihre EINE Sache gefunden haben, dann spüren Sie das. Es ist ein ganz wunderbares Gefühl nahe beim Herzen.
Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute und viel Glück dabei. Viel Spaß beim Springen. Keine Angst, das Netz kommt. Sie sind nicht alleine.

Foto/Video: Gary Milano.

Geschrieben von Gery Seidl

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