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Tipp: "Die Klimakiller sind die Reichen" – ein Podcastroman

Würde man einen Roman rezensieren, wenn man erst die Seiten eins bis zwanzig gelesen hat? Sicher nicht. Bei einem Roman, der als Podcast erscheint, kann man mit der Empfehlung aber wohl nicht bis zur letzten Episode warten. Von „Die Klimakiller sind die Reichen!“ sind bis jetzt vier vielversprechende Folgen herausgekommen, also ist der Zeitpunkt zum Einsteigen günstig.

Die Klimakatastrophe wird in der Literatur bisher nicht so häufig thematisiert, wie es eigentlich angebracht wäre. Und wenn, dann als düstere postakopalyptische Dystopie. Dieses Projekt bewegt sich in einer positiveren Stimmungslage. Die erste Folge beginnt so:

„,Ich bin schwarz, lesbisch und jüdisch! Gibt’s was Schöneres?‘ Mit diesen alles erklärenden Worten hüpfte sie auf den Seminartisch und tanzte mal kurz einen senegalesischen Frauentanz mit wirbelnden Armen und Beinen und ordentlich Hüftschwung. Ihre wild abstehenden braunen Locken flogen um ihren Kopf. Unsere Coaching-Expertin lächelte verhalten…“

Ort dieser Vorstellung ist ein Aktivist:innentreffen in einem Seminarraum der evangelischen Akademie, die so Vorgestellte ist Sarah Rebekka Bisangwa Neza Schmidt, Mechatronikerin und Parkourläuferin, und der Erzähler des Romans, mit Namen Noah Lenin Kant, Adoptivsohn eines Turnschuhmilliardärs, findet sie hinreißend – und ist sich bewusst, dass die Sache für ihn in romantischer Hinsicht aussichtslos ist. Dennoch findet er sich ein paar Wochen später mit ihr gemeinsam auf der Rollbahn des Flughafens Altenrhein, zusammen mit zwanzig anderen, jeweils einen Fuß auf den Beton geklebt, um globale Wirtschaftselite, die mit ihren Privatjets zum Weltwirtschaftsforum anreist, medienwirksam am Landen zu hindern.

„Wollen Sie eine Revolution?“ fragt eine Reporterin die Protagonistin.

„Nö, es muss sich nur alles ändern! Wir nennen es ökosoziale Transformation.“

„Ist das nicht ein bisschen kompliziert?“

„Wenn es Ihnen zu kompliziert ist, nennen Sie’s Revolution.“

Laut dem Teaser geht es genau darum: „Wie soll die konkret aussehen, diese Revolution, abgesehen davon, dass es mit erneuerbaren Energien nicht getan ist?“


Der Autor – es könnte aber auch eine Autorin sein – heißt angeblich Max Unsereiner. Über ihn erfahren wir folgendes:
„Max Unsereiner vorzustellen ist ebenso unnötig wie überflüssig. Er ist einer von uns, ein Typ wie du und ich, der nette Junge von nebenan des netten Jungen von nebenan sozusagen. Ein Gesicht wie seines kennt jeder aus der Selfie-Funktion seines Smartphones, wer mit ihm reden will, kann genau so gut Selbstgespräche führen. Der Name ist – wie leicht zu erkennen – ein Pseudonym, und dahinter verbirgt sich kein Geringerer als Otto Normalverbraucher. Er lebt an seinem derzeitigen Wohnort, umgeben von seiner näheren und weiteren Umgebung, und ist so jung, wie er sich fühlt. Wenn er nicht gerade an diesem Podcast arbeitet, tut er etwas anderes, und seine Lieblingsbeschäftigung ist, seinen Hobbys nachzugehen.“

Der Podcast kann auf allen gängigen Plattformen – Spotify, Apple Podcasts, Deezer u.sw. − abonniert werden. Die Links zu den einzelnen Plattformen finden sich auf der Homepage des Projekts: https://klimakiller.kwikk.info, wo man die Episoden auch direkt anhören kann.

Geschrieben von Martin Auer

Geboren 1951 in Wien, früher Musiker und Schauspieler, seit 1986 freier Schriftsteller. Verschiedene Preise und Auszeichnungen, u.a. Verleihung des Professorentitels 2005. Studium der Kultur- und Sozialanthropologie.

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